Puh! Durchatmen, runterkommen, den Gang rausnehmen. Im Hallenbad spülen die Schwimmmeister nach dem ersten Teil des Volksbank-Jugend-Schwimmcups die Kacheln.
Im Zelt davor spülen Hans-Josef Dahlmann und Ralf Steiger vom VfL Erleichterung und Zufriedenheit mit einem Gläschen Sekt herunter. Ein Problem haben sie: „Wie willst Du das im nächsten Jahr steigern”, fragt Abteilungsleiter Dahlmann.
Lange vor Sonnenaufgang waren die Macher vom VfL mit dem Team von 70 Helfern auf den Beinen und machten: Besprechung mit den Arbeitsgruppen für Cafeteria und Catering, Gewinnspiel, Tombola und Siegerehrung. Hans-Josef Dahlmann ist aus seinem Berufsleben in der Stadtverwaltung einiges gewohnt, aber eine Schwimmveranstaltung dieser Größenordnung? Skepsis und Nervosität werden den Abteilungsleiter in den ersten Stunden begleiten. Jetzt ist er Kassenwart, Parkplatzwächter und vor allem Mannschaftsspieler, weil er betont, dass alles nur im Team zu machen sei. 317 Aktive werden, kontrolliert von 30 Kampfrichtern, an zwei Wettkampftagen 1344 Starts absolvieren. Hunderte von Preisen, Prämien und Medaillen müssen verteilt, Tombolalose, Essen und Trinken wollen verkauft werden. Sie haben 100 Meter Kabel über das Hallenbaddach verlegt, damit Videokameras Livebilder auf einen Fernseher im Zelt senden.
Die Skepsis verschwindet
„Es kann so viel schief gehen”, denkt sich Dahlmann. Wenn ein Hauptkampfrichter ausfällt, wäre der Wettkampf vom Verband nicht offiziell anerkannt. Die Computer-Software für die Auswertung könnte abstürzen. Und dann geht etwas schief. Nämlich ein Toilettenspüler kaputt. Eine halbe Stunde später ist er repariert. Es soll die einzige Störung bleiben.
Im Laufe des Tages verschwindet die Skepsis aus Hans-Josef Dahlmanns Gedanken. Ralf Steiger scheint mit seinem Handy zusammenzuwachsen. Steiger ist eine sich ständig bewegende Kommunikationszentrale, ein Hans Dampf in allen Gassen. Manche machen sich Sorgen um den Organisator. Sie sagen: „Lass langsam gehen.” Aber jeder weiß, dass Steiger das nicht kann. Was er an diesem Wochenende organisiert, ist das Resultat von fast einem Jahr Vorbereitung, von ein paar hundert Arbeitsstunden.
Sportstars zum Anfassen
Der Mann wird belohnt mit vielfachem Lob für eine gelungene Veranstaltung. Steigers schönster Lohn: glänzende Kinderaugen. Steiger hat in Christian Keller, Iris Hoffmann und Ivan Rakitic drei Sportstars zum Anfassen und Autogramme schreiben nach Gladbeck gelockt. Ilka Do Paco und Max Schneider (beide neun Jahre) haben zwar keine Medaillen geholt, dafür aber Autogramme von Keller und Hoffmann. „Die sind total nett”, finden Ilka und Max.
Insbesondere Christian Keller erweist sich als Sympathieträger. Ob Siegerehrung oder Autogrammstunde – der viermalige Olympiateilnehmer fragt nach Namen und Bestzeiten, erfüllt Fotowünsche und fachsimpelt über Beinrasur und Ganzkörperanzug. Er hat selbst als Zehnjähriger bei einem Wettkampf zum Europa- und Weltmeister Peter Nocke aufgeguckt. „So eine tolle Erfahrung will ich weitergeben.” Auch Mark Warnecke wollte aus diesem Grund nach Gladbeck kommen. Er musste jedoch krankheitsbedingt kurzfristig absagen.
Ein Hauch von großer Profiwelt
Darauf, dass die Siegerehrung nicht bei wie anderen Wettkämpfen zur Nebensache verkümmert, hat Hans-Josef Dahlmann besonderen Wert gelegt. Woanders heißt es lapidar: Hol Dir Deine Medaille ab. In Gladbeck tragen kleine Helferinnen die Medaillen auf purpurnen Samtkissen zum Siegertreppchen, es gibt Prämien, Ehrenpreise und Einmarschmusik. Ein Hauch von großer Profiwelt für die kleinen Nachwuchsathleten.
Wie das noch steigern? 2010 könnte die zweite Auflage des Volksbank-Jugend-Schwimmcups auf den Startblock gehen. Viele Vereine haben bereits ihre Zusage gegeben, wiederkommen zu wollen. „Die wollen wir natürlich nicht enttäuschen“, verrät Dahlmann. Und angeblich soll Franziska van Almsick für Dezember 2010 etwas in ihren Terminkalender geschrieben haben.
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