Die Isar ist ohnehin schon ein wilder Fluss, am 24. Juni führt sie nach tagelangem Regen auch noch Hochwasser. Kein schlechtes Motiv, um den Münchner Schwimmer Florian Vogel bei einem Fotoshooting in Szene zu setzen, ein paar Wochen vor den Weltmeisterschaften in Kasan. Vogel setzt sich also ans Ufer zu den Enten, Jeans, dunkler Wollpulli – und dann ist da plötzlich diese Frau im Hintergrund, die in den Fluten um ihr Leben kämpft.

Florian Vogel, der deutsche Meister über 400 und 800 Meter Freistil, tut, was wohl nicht viele getan hätten. Er reißt sich die Kleider vom Leib und springt der Frau hinterher, in die nur 14 Grad kalten Fluten. Er erreicht sie, packt sie mit einem Arm, schwimmt mit dem anderen mühsam zurück ans Ufer. Ein Arzt, der zufällig in der Nähe ist, leistet Erste Hilfe; die Frau, eine Pakistanerin, ist nicht ansprechbar und kommt unterkühlt ins Krankenhaus.

Und Florian Vogel ist plötzlich ein kleiner Held. Es war ja schon ein Fotograf da, das Drama ist also professionell dokumentiert. Die Lebensretter-Geschichte verbreitet sich schnell. Und Vogel steuert noch einen griffigen Spruch bei: „Das war das härteste Rennen meines Lebens.“

Vogel ist jetzt ein Held des Alltags

Er wird dann zum Frühstücksfernsehen nach Berlin als „Held der Woche“ eingeladen. Sein Handy klingelt pausenlos, dem Schwimmer, der auf den langen Strecken zu einem der besten
Deutschen Schwimmer zählte, wird so viel Aufmerksamkeit zuteil wie nie. Einerseits ist das schön für Florian Vogel, der in München Bauingenieurwesen studiert und von Werbeverträgen, wie sie zum Beispiel sein Vorbild Paul Biedermann hat, nur träumen kann. Andererseits hat ihn diese Geschichte selbst ein bisschen aus der Bahn geworfen, sie hat Spuren hinterlassen. Florian Vogel hat ein Menschenleben gerettet. Aber er hat sich ja auch selbst in Lebensgefahr gebracht – das kalte Wasser, die Strömung, und etwas unterhalb des Schauplatzes schäumt das Wasser schon über ein Wehr.